5.10.2009: "Grace" vor Europa

Im Bereich eines ausgedehnten Tiefdruckgebiets bei den Azoren entwickelte sich am 4. Oktober 2009 in feuchtwarmer Luft ein kleiner frontenloser Wirbel. In seinem Bereich traten am 5. Oktober 2009 Windgeschwindigkeiten bis 100 km/h auf, so dass der Wirbel als tropischer Sturm eingestuft wurde und den Namen "Grace" erhielt (Bodenwetterkarte vom 5. Oktober 2009 aus dem Kartenarchiv von wetter3.de, mehr zu "Grace" bei naturgewalten.de).
Auf den Satellitenbildern war am 5. Oktober 2009 der tropische Sturm deutlich zu erkennen, ein für europäische Verhältnisse seltenes Ereignis (Meteosat-Loop von Sat24.com, 2 MB). "Grace" zog bis zum 6. Oktober 2009 Richtung Irland und löste sich dort im Bereich einer Kaltfront auf, verursachte an Land also keine Schäden. Die mitgeführte feuchtwarme Luft verschärfte aber die Luftmassenunterschiede und damit die Wettervorgänge an der Kaltfront: In Südengland kam es am 6. Oktober 2009 zu ergiebigem Regen und einen Tag später waren die Reste von "Grace" über Norddeutschland angelangt. Auch dort regnete es heftig, teilweise von für die Jahreszeit ungewöhnlich heftigen Gewittern begleitet.
Im Entstehungsgebiet von "Grace" lag die Wassertemperatur nur bei 22 Grad. Starke tropische Wirbelstürme können sich bei diesen Bedingungen zwar nicht bilden, bei sonst "günstigen" Verhältnissen wie große Labilität der Luftschichtung (zahlreiche Gewitterbildungen) oder nicht allzu starke Höhenwinde ohne vertikale Windrichtungsänderungen können kleinräumige rotierende Wirbel aber gelegentlich entstehen. Sie wurden auch schon über dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer beobachtet.




Das Satellitenbild (Bildquelle: MODIS Rapid Response Project der NASA/GSFC) vom Mittag des 5. Oktober 2009 zeigt vor den Küsten Westeuropas den tropischen Sturm "Grace" (links, unterhalb der Bildmitte).


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